TOURENTIPPS

Von einem Biker, der sich hier mehr als ein paar Fußrastengummis abgeschmirgelt hat.

Mein Rat: Um sich der Gefahr, die von den waffenscheinpflichtigen Kulleraugen unserer Pensionswirtin ausgeht, zu entziehen, flieht man in eine andere, kalkulierbarere: Man stürzt sich ins Kurvengewimmel der hiesigen Bergwelt. Das wiederum birgt die dritte Gefahr in sich: Man bleibt viel länger als geplant. Das wünsche ich allen Bikergästen hier im Haus, (und der Hauswirtin) Also, raus zur Toreinfahrt, rechts abbiegend, (für richtungsgestörte Biker dorthin, wo die Bremse unseres Vehikels ist) Richtung Mauthen. Die Strecke ist relativ gefahrlos, Choppertreiber brauchen sich hier ihre Trittbretter noch nicht abzuschraddeln. In Mauthen werden harte Typen, die bekannt guten Gasthäuser und Cafe`s links liegen lassen und bei der Kirche dem Wegweiser "Plöckenpaß" folgen. Weicheier legen schon hier eine Pause ein, weil ihnen nach dieser Etappe wegen der Vibrationen ihrer Gurken (Harley und Co) Füße und Hände eingeschlafen sind. Wir trennen uns von ihnen, stürmen zur Passhöhe und genießen die Kurven solange sie noch da sind.

Das Straßenbauamt arbeitet heftig an deren Beseitigung. Vorsicht, in der Nähe des Plöckenhauses, dort treiben öfters zweiarmige Banditen ihr Unwesen, Als Werkzeug, eine Laserpistole.

Abgepackte Hunderter (ATS) in Scheinen bereithalten, auf Quittung achten!

Sollte dem Wunsch der Sozia nachgegeben werden, im Plöckenhaus einzukehren, so gilt meine ernstgemeinte Warnung den Damen: Lassen Sie Ihr Handtäschchen nie offen auf dem Boden stehen! Der diensthabende Bernhardiner des Hauses scheißt rein! Echt wahr! Geld und Papier sind danach nur mehr eingeschränkt zu gebrauchen, von der Benutzung des Lippenstifts ist abzuraten. Ab der ehemaligen Grenze wird die Strecke etwas kurviger, bergab Haarnadelkurven erschrecken vielleicht Flachländer oder Besitzer von ganz modernen Bikes, die sich beim Bremsen aufstellen! Die Gegend ist wie überall hier herrlich, aber schaut gefälligst dahin, wo ihr hinfahren wollt. Eigentlich eine uralte Motorradfahrerweisheit. Und noch so eine: In den Kehren nicht Kupplung ziehen und rumeiern, sondern am Gas bleiben und dabei mit dem Hinterrad bremsen. Das bringt Kurvenstabilität. Wie es mit Kardanantrieb funktionier, weiß ich nicht. Wir erreichen Paluzza - danach wir biegen rechts ab nach Sutrio, bleiben auf der 465 bis Ortseingang von Ravascletto. Dann aufgepasst: Am Ende der rechtsseitigen Betonmauer zweigen von der 465 an einer dreieckigen Verkehrsinsel zwei Straßen, bzw. Sträßchen ab. Beide führen zur Panoramica del Vette - ist aber nicht extra angeschrieben. Wir nehmen das schmälere rechte Sträßchen und kommen später bei der breiteren wieder zurück. Falls man überhaupt wieder zurückkommt. Denn eines ist gewiss, du bist nach diesem Ritt nicht mehr derselbe! Auf der P. d. V. werden Memmen zu Helden und Helden zu Memmen. Gehen wir es also an, bergauf durch dichte Wälder, höher und höher, enge Sträßchen und enge Kehren, dafür große Schlaglöcher und abgerutschte Straßenhälften, Bäume die sich über den Weg gelegt haben. Der echte Biker beseitigt so etwas mit seinem allzeit bereiten Schweizer Offiziersmesser. Dies taugt auch für hindernde Felsbrocken, aus denen man anderswo Grabsteine schnitzt. Und wenn dein Vorwärtsdrang, falls noch vorhanden, durch zu viele Kilos und zu geringe Bodenfreiheit gebremst wird, ist dir klar, du hast die falsche Kiste gekauft. Der Autor empfiehlt z.B.: Suzi DR 350, MZ 250, oder, der Name verpflichtet hier, Transalp. Von den Trittbrettschraddlern reden wir schon gar nicht mehr, die sitzen seit zwei Stunden in Mauthen beim Huber im Sitzgarten und schwafeln von der Route 66. Denkt aber bitte immer an meine Empfehlung: "dahin sehen, wo das Vorderrad hinfahren soll"! Sonst landet dein geliebtes (?) Mopped samt geliebter (?) Lebensabschnittsgefährtin in dem von dir etwas zu intensiv betrachteten Tal. Wir lassen uns auch nicht von einigen kaum erkennbaren Weglein beirren, die von der Strasse abzweigen.

Man soll nicht versuchen, überall in der Natur mit dem Mopped hinzukommen.

"Wo kämen wir hin...wenn wir überall hinkämen"...

Abschreckendes Beispiel: Großglockner... Oberhalb der Baumgrenze geht's längere Zeit ziemlich waagrecht. Ich empfehle die Kiste abzustellen, sich am üppig blühenden Almrausch zu erfreuen und eines zu genießen: "DIE STILLE".

Ungewohnt für Großstädter und für Discofuzzis der sichere qualvolle Tod.

Man hört höchstens ab und zu das Pfeifen eines Murmeltieres und das Kreischen einer Dohle.

Natur pur...Aussicht ohne Ende...

Und mir ist, der Herrgott kitzelt mein Haupt mit seiner kleinen Zehe.

Nach etlichen km auf der Höhe, geht es allmählich wieder talwärts durch dichte Wälder, Richtung, (es gibt e nur eine) Ravascletto. Das Schwierigste ist überwunden. Verkehr? Auf der ganzen P. d. V. am 19.6.2000- 2-in Worten: zwei Autos. An der bewussten dreieckigen Verkehrsinsel sind wir wieder bei der Einfahrtsstelle unserer Tour angekommen, du fühlst dich als Held, als Mann - auch wenn du vorher eine Frau warst und etwas weicher in deiner Hose sitzt.

 

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